Dreiviertel eins – oder warum Schwaben die Zeit anders zählen

Wer das erste Mal in Schwaben unterwegs ist, stolpert früher oder später über eine irritierende Zeitangabe.
„Mir treffet uns **Dreiviertel eins** beim Bäcker!“ – und du fragst dich:
„Hä? Meinen die jetzt viertel nach zwölf oder viertel vor eins?“

Die Antwort: **12:45 Uhr**.

## Die Logik dahinter

Im süddeutschen Sprachraum (Schwaben, Sachsen, Franken, teilweise auch in Thüringen) denkt man **zur kommenden vollen Stunde hin**.

Also:
| Ausdruck | Bedeutung | Uhrzeit |
|———–|————|———|
| Viertel eins | Ein Viertel bis eins | 12:15 Uhr |
| Halb eins | Die Hälfte bis eins | 12:30 Uhr |
| Dreiviertel eins | Drei Viertel bis eins | 12:45 Uhr |

Oder mathematisch gesagt:

\[
\text{Zeit} = 12 + \frac{3}{4} = 12{:}45
\]

Während Norddeutsche also „Viertel vor eins“ sagen würden, läuft es im Süden eher nach dem Motto:
**„Mir send halt schneller!“**

## Ein kleines Gedankenexperiment

Stell dir vor, der Tag ist wie ein Kuchen.
Die Schwaben schneiden ihn in **Viertel**, zählen aber von der nächsten vollen Stunde **rückwärts** – also nicht „was war schon“, sondern „was kommt als Nächstes“.

Praktisch, wenn man dran denkt – verwirrend, wenn man’s zum ersten Mal hört.
Und wehe, du verwechselst „Viertel eins“ (12:15) mit „Dreiviertel eins“ (12:45) – da gibt’s in Schwaben kein Pardon, höchstens kalten Kaffee.

## Fazit

„Dreiviertel eins“ ist also nicht falsch – nur **anders gedacht**.
Ein schönes Beispiel dafür, dass selbst Zeit relativ ist.
Zumindest, wenn man sie mit einem schwäbischen Dialekt misst.

*Autor: Andreas Grzybowski*
*Veröffentlicht auf [nullfunktion.de](https://nullfunktion.de)*